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Armutskrankheit wird häufiger und Impfstoffe fehlen

Schlechte hygienische Bedingungen durch fehlende Kanalisation oder verunreinigtes Trinkwasser sind wesentliche Treiber dieser vermeidbaren Krankheit. Kriege, Flucht und Naturkatastrophen geben der Cholera Aufwind. Gleich­zeitig werden die Impfstoffe extrem knapp.

Die Weltgesundheitsorganisation meldete mit Ausbrüchen in 30 Ländern für 2023 eine Rekordzahl an Choleraerkrankungen: Über 708.200 Fälle und 4.300 Tote.[1] Damit werden die bereits hohen Zahlen von 2022 um 50% überschritten, die Todesfälle nahmen sogar um 83% zu.[2] Die aktuellen Werte sind wegen noch unvollständiger Daten wahrscheinlich eine Unterschätzung.

Besonders betroffen war letztes Jahr Malawi mit 1.771 Toten. Wesentlicher Grund für das rasante Ansteigen der Ansteckungen waren dort schwere Überschwemmungen durch zwei Tropenstürme. Das macht wieder einmal deutlich, dass die Folgen des Klimawandels bereits jetzt verheerend sein können.

Haiti folgte mit 1.172 Opfern. Hier sind die soziale und politische Dauerkrise bei krasser Armut und fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Latrinen das Hauptproblem. Choleraausbrüche gehören in dem Karibikstaat leider zum Alltag.

Generell ist der afrikanische Kontinent stark betroffen, aber viele Cholerafälle gibt es auch in Syrien und Afghanistan. Neue Ansteckungsherde gab es im Sudan wegen der durch den Bürgerkrieg desolaten Verhältnisse.

Ein Blick zurück

Einst waren auch in Deutschland Cholera-Ausbrüche gefürchtet, den letzten gab es 1892 in Hamburg mit 8.605 Toten. Ungefiltertes Trinkwasser aus der Elbe und katastrophale Wohnbedingungen für die Arbeiter*innen waren Treiber der Epidemie. Damals war der Krankheitserreger identifiziert und die Übertragungswege bereits bekannt. In der Hansestadt wurden entschiedene Maßnahmen eingeleitet, die eine Wiederholung eines Massenausbruchs der Cholera unmöglich machten.[3] Sichere Trinkwasserversorgung und Kanalisation wurde in ganz Deutschland in den folgenden Jahren ausgebaut. Leider kann man das im globalen Maßstab auch 130 Jahre später noch nicht sagen.

Leere Impfstofflager

Zur Eindämmung von Choleraausbrüchen spielen Impfungen eine wichtige Rolle. Doch wegen des großen Bedarfs musste die WHO ihren sich schnell leerenden Notfallvorrat rationieren. Seit Oktober 2022 wurden nur noch eine Dosis statt zwei Dosen pro Kopf in die betroffenen Länder geschickt. Die Situation hat sich seither noch verschärft. Von Januar 2023 bis Januar 2024 konnte die WHO nur 38 Mio. Impfdosen ausliefern, der Bedarf der betroffenen Staaten lag mit 76 Millionen Impfdosen doppelt so hoch. Aktuell ist der Notfallvorrat komplett leer.[4] Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Nachdem Sanofi letztes Jahr aus der Produktion ausgestiegen ist,[5] gibt es nur noch zwei Hersteller, die durch die WHO qualitätsgesicherte Cholera-Impfstoffe liefern. Einer der beiden Impfstoffe wurde von dem gemeinnützigen International Vaccine Institute (IVI) in Südkorea entwickelt und wird von einem kommerziellen Hersteller (EuBiologics Co.) produziert.[6] Das IVI hat im vergangenen Jahr eine Lizenzvereinbarung mit der südafrikanischen Firma Biovac geschlossen, jene hofft, dieses Jahr die ersten Chargen für klinische Studien herzustellen. Die Anlaufphase wird von zwei privaten Stiftungen unterstützt.[7]

So wichtig die Behandlung des Flüssigkeitsverlusts der Erkrankten ist (siehe Kasten) und Impfungen zur Unterbrechung der Ansteckungsketten sind, es bleibt dabei: Bekämpfung der Armut, sauberes Trinkwasser, hygienische Toiletten und Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels – und natürlich seine Begrenzung – sind Schlüssel für die Eliminierung der Cholera.  (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 1
Bild Trinkwasser © Riccardo Lennart Niels Mayer/iStock

 

[1] WHO (2024) Multi-country outbreak of cholera. External Situation Report n. 12, published 12 February https://www.who.int/publications/m/item/multi-country-outbreak-of-cholera--external-situation-report--11---12-february-2024 

[2] WHO (2023)Weekly Epidemiological Record; 98, No. 38, p 431

[3] NDR (2022) Als die Cholera-Epidemie in Hamburg wütete. www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Als-die-Cholera-Epidemie-in-Hamburg-wuetete,choleraepidemie100.html [Zugriff 11.2.2024]

[4] UNICEF (2024) 2024 Cholera Emergency Stockpile. 5 Feb. www.unicef.org/supply/media/20626/file/EmergencyStockpileAvailabilityReportOCV05022024.pdf [Zugriff 11.2.2024]

[5] Pharma-Brief (2022) Cholera: zu wenig Impfstoff. Nr. 9, S. 8

[6] IVI (2023) IVI hosts a Cholera Vaccine Research Day on the 10th anniversary of the creation of the oral cholera vaccine global stockpile https://www.ivi.int/ivi-hosts-a-cholera-vaccine-research-day-on-the-10th-anniversary-of-the-creation-of-the-oral-cholera-vaccine-global-stockpile [Zugriff 11.2.2024]

[7] WIPO (2023) Technology Transfer and Voluntary Licensing to Address the Global Cholera Vaccine Shortage and Africa’s Vaccine Production Goals. https://www.wipo.int/policy/en/news/global_health/2023/news_0006.html [Zugriff 11.2.2024]

 

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